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Paré à virer

Tristan

Nicht das naive Voransteuern auf einem projektierten Weg des Fortschritts ins absehbare Glück ist der Job der Avantgarde aber auch der Liebe. Ihre Arbeit ist das Aufreißen, ihre Finger unanständig und unbewusst in die Lücke, in der Textur der Realität, den Spalt zwischen dem Neuen und dem Alten, zu stecken.
Das Schiff treiben, das Segel, wenn auch nur für einen Moment, im Nichts zwischen Luv und Lee schlampig flattern zu lassen. Den Durchgangston der Funktionsharmonik genau da stehen zu lassen, nämlich im Durchgang - grundlos, ziellos, zitternd, scharf - und das Auftreten einer ungewissen Wendung, einer erst in rückwirkenden Schleifen sich definierenden Geschichte.

Paré à virer, die künstlerische Zusammenarbeit von Stefanie Sternig und Peter Plos verknüpft in diesem Sinn Richard Wagners Oper ‚Tristan und Isolde‘, in welcher der ‘Tristanakkord’ musikalisch den Raum aufreißt für die Moderne – im Blick den Lunzer See mit der Metapher der Wende. Fragmente von Sound werden gesammelt, geformt, existieren als Bruchteile im Moment, lösen sich auf und formieren sich - ex nihilo - zu Neuem. Die Choreographie eignet sich Skizzen von Schi s- manövern an, schematisiert sie zu Schrittfolgen, diese wiederum ö nen sich zu einem Bewegungs- material, in das ein immer tieferer Abgrund gegra- ben wird für den Sturz in die Leere des reinen Akts, der unabsehbaren Handlung, welche die Geschichte herbeiführt.

Performance: Stefanie Sternig
Komposition: Peter Plos